Stroh zu Strom "spinnen"

Stroh zu Strom umwandeln

Laut einer Studie der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL), des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) könnte Stroh aus der Landwirtschaft im künftigen Energiemix Deutschlands eine wichtige Rolle spielen. Von allen Bioreststoffen werde dieses bislang noch am wenigsten genutzt.


Von den insgesamt 30 Millionen Tonnen Stroh, die jedes Jahr in Deutschland entstehen, könnten also zwischen 8 und 12 Tonnen effektiv zur Strom- und Kraftstoffherstellung genutzt werden. Damit könnten beispielsweise 1,7 bis 2,8 Millionen Haushalte mit Strom und zugleich 2,8 bis 4,5 Millionen Haushalte mit Wärme ausgestattet werden. Dieser potentielle Beitrag von Stroh als regenerativer Energieträger wird auch von den Wissenschaftlern im Fachjournal "Applied Energy" hervorgehoben.


Die Forscher analysierten für die Studie die Entwicklung der anfallenden Reststoffe in der Landwirtschaft. Getreidestroh ist dabei mit 58% der wichtigste Rohstoff, welcher jedoch bislang kaum für die Energieerzeugung genutzt wird. Laut dem Mittelwert der Jahre 1999, 2003 und 2007 fielen in diesen Jahren circa 30 Megatonnen Getreidestroh pro Jahr an, wobei nur rund die Hälfte dessen technisch zur Verfügung steht, da nicht das gesamte Stroh geborgen werden kann und es als Einstreu in der Viehhaltung eine bedeutende Rolle spielt.


Auch in der Humusbilanz von Böden spielt Stroh eine wichtige Rolle, da genügend Stroh auf den Äckern verbleiben muss, um diesen nicht dauerhaft die Nährstoffe zu entziehen. Nach den einzelnen Berechnungsmethoden können demnach 8, 10 oder 13 Megatonnen Stroh jedes Jahr effektiv für die Energieerzeugung verwendet werden ohne Nachteile für die Böden oder andere Nutzungsarten. Prof. Daniela Thrän, Wissenschaftlerin an der DBFZ und UFZ, unterstreicht, dass damit ihres Wissens nach erstmals eine Studie für das Potenzial von Stroh für eine echte nachhaltige Energienutzung eines EU-Landes vorliege.


Die Senkung des Treibhausgases hängt im Wesentlichen von der Art der Nutzung des Strohs ab. Bei der Verwendung von Stroh zur Wärmeerzeugung, Kraft-Wärme-Kopplung oder Biokraftstoffproduktion in zweiter Generation kann die Reduzierung gegenüber fossilen Brennstoffen zwischen 73 und 92 Prozent betragen. Damit zeigt die Studie nochmals, dass die Abwägung verschiedener Faktoren für die Bioenergienutzung erforderlich ist. Der Einsatz von Stroh in der Kraft-Wärme-Kopplung wäre unter den Voraussetzungen Deutschlands am klimafreundlichsten. Dr. Armin Vetter von der TLL hebt hervor, dass Stroh deshalb vorrangig in größeren Heizwerken bzw. Heizkraftwerken zum Einsatz kommen sollte, wobei für eine umweltfreundliche Nutzung die Technologieentwicklung angekurbelt werden müsse.


Besonders in Regionen mit günstigen Konditionen und entsprechenden Anlagen sollte die energetische Verwendung von Stroh in Deutschland aufgebaut werden, so das Fazit der neuen Studie. Somit könne ein wichtiger Beitrag zur Energiewende geleistet werden. Derzeit gilt Dänemark als weltweit führend bei der Strohnutzung. Der dort eingeführte Masterplan führte dazu, dass Energie von über 5 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr aus Stroh erzeugt werden.



 
 


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